Marie-Luise Angerer, Bernd Bösel: Capture All, oder: Who's Afraid of a Pleasing Little Sister?
Capture All, oder: Who's Afraid of a Pleasing Little Sister?
(p. 48 – 56)

Marie-Luise Angerer, Bernd Bösel

Capture All, oder: Who's Afraid of a Pleasing Little Sister?

PDF, 9 pages

Die Erkennung, Regulierung und Produktion von Affekten wird durch die emergierenden Affekt- und Psychotechnologien, insbesondere durch das affective computing, in einer Weise automatisiert, die noch vor wenigen Jahren unabsehbar war. Die Grundlagen für diese algorithmische Automatisierung sind jedoch in der Übertragung kybernetischer Schemata auf die Psychologie in den 1950er Jahren gelegt worden. So lässt sich eine Genealogie von Silvan Tomkins’ Affektsystem über Paul Ekmans faziale Emotionserkennung bis zu Rosalind Picards Konzeption und Mitentwicklung affektsensibler Computersysteme nachzeichnen. Eine kritische Auseinandersetzung mit der hierin angelegten Überwachung und Aufzeichnung affektiver Informationen fehlt bisher allerdings und soll hier in ersten Schritten geleistet werden.

  • cybernétique
  • affects

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Gesellschaft für Medienwissenschaft (éd.): Zeitschrift für Medienwissenschaft 13

Spätestens seit den Enthüllungen von Edward Snowden ist deutlich geworden, in welchem Ausmaß Netzwerk- und Speichermedien Instrumente von Überwachung und Kontrolle sind. Aber nicht nur Geheimdienste generieren Daten aus der Nutzung von Medientechnologien; auch im ›Internet der Dinge‹, in den Phantasien von Big Data oder innerhalb der Quantified Self-Bewegung werden mediale Vorgänge, Ereignisse und Kommunikationen automatisierten Vermessungen unterzogen, die Kontrolle zum Ziel haben. Längst sind Debatten darüber angestoßen, wie diese Inanspruchnahme konventionelle Vorstellungen des Privaten, bürgerliche Freiheitsrechte und die Grundlagen liberal-demokratischer Gesellschaftsordnungen unterhöhlen und zerstören. Wenn dabei die sozialen Bedeutungen und politischen Effekte von Medientechniken thematisiert werden, ihre Subjektivierungsweisen und ihre Emergenz, geschieht dies häufig unter weitgehender Ausblendung medienwissenschaftlicher Positionen.

 

Schwerpunktredaktion: Dietmar Kammerer und Thomas Waitz.

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