Barbara Vinken: Franz Marc illustriert Gustave Flauberts »Heiligen Julian«
Franz Marc illustriert Gustave Flauberts »Heiligen Julian«
(p. 41 – 53)

Barbara Vinken

Franz Marc illustriert Gustave Flauberts »Heiligen Julian«

in: Krieg als Opfer?. Franz Marc illustriert Gustave Flauberts »Legende des Heiligen Julian«, p. 41 – 53

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Barbara Vinken

Barbara Vinken

Dr phil. habil. (Constance/Iéna), Ph. D. (Yale), depuis 2004 professeure de littérature générale et philologie latine à la Ludwig-Maximilians-Universität de Munich, précédemment titulaire d’une chaire latine à Hambourg et Zurich. Professeure invitée, entre autres, à la Humboldt-Universität et à la Freie Universität de Berlin, à l’EHESS à Paris, à la NYU de New York, à John Hopkins et à la University of Chicago. Croix du mérite de la république fédérale d’Allemagne et ordre du mérite Pro meritis scientiae et litterarum du Land de Bavière.
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Cathrin Klingsöhr-Leroy, Barbara Vinken: Krieg als Opfer?

Zum ersten Mal ist in diesem Buch Flauberts »La légende de saint Julien l’hospitalier« mit den Illustrationen Franz Marcs zusammengebracht. Schon früh lassen sich Spuren der Lektüre in Marcs Werk ausmachen. Die 1908 entstandene Lithografie des Rehs, das im Pfeilhagel stirbt, ist durch die berühmte Jagdszene der Novelle inspiriert. Seit 1913 befasste Marc sich wieder mit Flauberts Text in der Absicht, ihn zu illustrieren. In einem Skizzenbuch fertigte er Zeichnungen und Aquarelle, die er mit dem Entwurf für das Gemälde »Tierschicksale« abschloss.

 

Für Franz Marc war die Lektüre von Flauberts Legende zentral. Sie grundierte seinen Blick auf die Welt. Marc überlagert die Figur des Flaubert’schen Jägers durch die des Kriegers und stellt Jagd, Apokalypse und Krieg in einen direkten Zusammenhang. Die Legende mit ihrer kosmischen Abschlachterei, über der ein blutroter Himmel aufgeht, wurde für Marc schon vor dem Ersten Weltkrieg zur Folie, auf der er den Krieg als ein Blutopfer zur Reinigung Europas und der Menschheit interpretierte.