An der Schnittstelle von mobilen Medien, Sensornetzwerken, GPS-gestützten Lokalisierungen, automatischen Identifikationsverfahren, digitalen Datenvisualisierungen und Social Web-Anwendungen tragen Fitness-Tracker maßgeblich zur Verdatung des Körpers und zur reflexiven Selbstverwissenschaftlichung bei. Der Beitrag beschäftigt sich mit der Programmlogik des digitalen Fitness- und Gesundheits-Monitoring und untersucht ihren Stellenwert im Kontext von Praktiken der Selbstführung in prozessorientierten Aushandlungsprozessen. In diesem Zusammenhang wird ein Theorierahmen erstellt, der es ermöglicht, »Self-Tracking« als Grenzobjekte (›boundary objects‹) von webbasierten Kommunikationsprozessen, praktischen Formen der Selbstthematisierung und Konstellationen biosozialer Kontrolle (z. B. mittels Feedbackschleifen) beschreibbar zu machen. Der Beitrag schafft einen Reflexionsraum zur differenzierten Auseinandersetzung mit den Medienpraktiken des Self-Tracking und untersucht das ambivalente Spannungsverhältnis von Programmlogik und den Freiräumen reflexiver Subjekte.
Gesellschaft für Medienwissenschaft (éd.)
Zeitschrift für Medienwissenschaft 13
Überwachung und Kontrolle
broché, 160 pages
PDF, 160 pages
Spätestens seit den Enthüllungen von Edward Snowden ist deutlich geworden, in welchem Ausmaß Netzwerk- und Speichermedien Instrumente von Überwachung und Kontrolle sind. Aber nicht nur Geheimdienste generieren Daten aus der Nutzung von Medientechnologien; auch im ›Internet der Dinge‹, in den Phantasien von Big Data oder innerhalb der Quantified Self-Bewegung werden mediale Vorgänge, Ereignisse und Kommunikationen automatisierten Vermessungen unterzogen, die Kontrolle zum Ziel haben. Längst sind Debatten darüber angestoßen, wie diese Inanspruchnahme konventionelle Vorstellungen des Privaten, bürgerliche Freiheitsrechte und die Grundlagen liberal-demokratischer Gesellschaftsordnungen unterhöhlen und zerstören. Wenn dabei die sozialen Bedeutungen und politischen Effekte von Medientechniken thematisiert werden, ihre Subjektivierungsweisen und ihre Emergenz, geschieht dies häufig unter weitgehender Ausblendung medienwissenschaftlicher Positionen.
Schwerpunktredaktion: Dietmar Kammerer und Thomas Waitz.