Forensische Untersuchungen von Gewalttaten und künstlerische Schöpfung, juristisch verwertbare Evidenzfindung und ästhetische Darstellung erscheinen als unvereinbare Sphären. Und doch nutzen Künstler:innen verstärkt investigative Methoden, greifen Journalisti:nnen oder NGOs in ihrer Arbeit auf ästhetische Bildgebungen und interpretative Verfahren zurück. Eyal Weizman und Matthew Fuller untersuchen solche transdisziplinären Praktiken und fassen sie als materialistisch-sinnliche Vorgehensweise unter dem Konzept der Investigativen Ästhetik neu.
Wie können verschiedene Modalitäten des Wahrnehmens zu einer kollektiven multifokalen Wahrheitsfindung verknüpft werden? Wie kann das hybride Feld nicht-menschlicher Materialitäten (Erde, Blätter, Wolken, Satelliten, Smartphones etc.) mittels eines close reading in die Perspektive einer umfassenden materiellen Zeugenschaft gestellt werden?
Sich daraus ergebende Gegenlektüren finden längst in Museen und Laboren, vor Gericht, online oder auf der Straße statt, sie streben nach der Konstruktion eines neuen Gemeinsinns, einer geteilten politischen Sinnlichkeit.
Eine engagierte Handlungsanleitung für Aktivist:innen, Wissenschaftler:innen, Künstler:innen, um ein neues investigatives Feld zwischen Ästhetik und Politik zu eröffnen.