Petra Gehring, Andreas Gelhard: Text und Täterschaft
Text und Täterschaft
(p. 247 – 270)

Wie Foucault (nicht) spricht

Petra Gehring, Andreas Gelhard

Text und Täterschaft
Wie Foucault (nicht) spricht

PDF, 24 pages

Foucaults Lehrtätigkeit am Collège de France beginnt und endet mit Reflexionen über den Status der philosophischen Rede. Die doppelbödige Inszenierung seiner Antrittsvorlesung ist berühmt: Foucault platziert sich auf dem schmalen Grat zwischen der administrativ-akademischen Verantwortung des Professors, die er in seinem Vorgänger Hyppolite verkörpert sieht, und einer Ausgesetztheit an das anonyme Rauschen des Diskurses, wie es die Texte Blanchots und Becketts inszenieren. Der politische Minimalismus archäologischer und genealogischer Verfahren zielt dabei zunächst auf die kritische Analyse von Prozeduren, die die Eigenmacht des Diskurses bannen und kanalisieren. In seinen letzten Vorlesungen am Collège de France wendet sich Foucault dagegen direkt den Möglichkeiten des philosophischen Wahrsprechens – der parrhesiastischen Rede –  zu. Dabei darf sein Interesse für den Nonkonformismus der Kyniker nicht darüber hinwegtäuschen, dass Foucaults Leitbild der philosophischen Arbeit durchgehend ein konstruktives bleibt: An Stelle des klassischen Intellektuellen, der sich als Sprachrohr der Menschheit versteht, tritt bei ihm der spezifische Intellektuelle, dessen Interventionen seinen konkreten Lebens- und  Arbeitsbedingungen entspringen.

  • éthique
  • Platon
  • liberté
  • altérité

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Andreas Gelhard

Andreas Gelhard

a été chercheur à l’Institut de Littérature générale et comparée de l’Université Johann Wolfgang Goethe de Francfort. Entre 2007 et 2009, il a été responsable du domaine des sciences humaines pour les éditions Suhrkamp. Depuis 2009, il dirige le Forum interdisziplinäre Forschung et se consacre à la recherche à l’Institut de philosophie de l’Université de Darmstadt. En 2010, il a reçu le Karl Jaspers-Förderpreis,  décerné par l’Université Carl von Ossietzky de Oldenburg.

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Petra Gehring (éd.), Andreas Gelhard (éd.): Parrhesia

In seinen letzten Vorlesungen am Collège de France entwickelt Foucault ein Verständnis der parrhesia als Tugend im etymologischen Wortsinn: als Akt der freimütigen Rede, der Mut erfordert, weil er durch seine rückhaltlose Offenheit riskiert, die Zuneigung des Freundes zu verspielen oder den Zorn des Tyrannen auf sich zu ziehen. Was mit Der Wille zum Wissen als Geschichte der Sexualität begann, erweitert sich in den letzten Vorlesungen zu einer weit ausgreifenden Geschichte der Subjektivierungspraktiken, die Akte des Wahrsprechens nicht mehr vorwiegend als Produkte kirchlicher, gerichtlicher oder psychologischer Geständnispraktiken begreift, sondern sie als genuine Manifestationen von Freiheit sichtbar macht.


Der Band bietet eine kritische Auseinandersetzung mit dem von Foucault eröffneten Untersuchungsfeld, das die Frage der parrhesia in ihren philosophischen, philologischen und politischen Dimensionen erschließt. Dabei wird die Frage nach Foucaults spezifischem Verständnis von Subjektivität und Freiheit ebenso behandelt wie seine Verhältnisbestimmung zwischen parrhesia und Rhetorik und seine Ethik der ungeschützten Rede.

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