Die Physiologie, die im 17. Jahrhundert begann, die Seele zu erforschen, entdeckte eine komplizierte Arbeitsweise: An die Stelle einer Empfindung, die dem Sinneseindruck ähnlich war, trat eine mehrstufige Verarbeitung von Reizen, die, in Nervenimpulse umgewandelt, schließlich ins Gehirn angelangen und dort irgendwie zu Vorstellungen werden. Weil der physiologische Vorgang selbst uneinsehbar blieb, wurden die Metaphern, die für die Operationen der Seele einstanden, schon für »die Sache selbst« genommen. Ein Beispiel hierfür sind die Chladni’schen Klangfiguren, die Töne nicht im Code der Notenschrift, sondern im Realen anschreiben. Sie erklären, wie eine Seele, die schwingt wie die Saiten eines Musikinstruments, ihre zeitlichen Operationen ausführt und Signale in Symbole umwandelt. Und sie sind, zusammen mit den Forschungen der frühen Elektrophysiologie, ein Modell für die Verarbeitung von Sinnesreizen im Gehirn: So wie ein mit Sand bestreuter, schwingender Körper einen Ton erzeugt und zugleich Schwingungsvorgänge aufzeichnet, so verarbeitet auch das Gehirn Signale in Symbole.