Lorenz Engell, André Wendler: Medienwissenschaft der Motive
Medienwissenschaft der Motive
(p. 38 – 49)

Lorenz Engell, André Wendler

Medienwissenschaft der Motive

PDF, 12 pages

Die Autoren schlagen vor, Bruno Latours Akteur-Netzwerk-Theorie für die Film- und Medienwissenschaften produktiv zu machen. Am Beispiel des Motivs der Jalousie, das in vielen Spielfilmen vorkommt, entfalten sie, wie dieses Ding als Akteur sowohl in der Filmhandlung als auch in Bezug auf Komposition, Beleuchtung usw. fungiert. Die Autoren zielen auf die Etablierung einer Datenbank kinematografischer Objekte.
  • théorie de l'acteur-réseau
  • cinéma
  • Bruno Latour

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Gesellschaft für Medienwissenschaft (éd.): Zeitschrift für Medienwissenschaft 1

Das erste Heft einer Zeitschrift für Medienwissenschaft dem Thema «Motive» zu widmen, mag zunächst erstaunen, denn schließlich gibt es seit langem sowohl eine literatur-, musik- und kunsthistorische als auch eine psychologische und soziologische Motivforschung. Was hat Medienwissenschaft damit zu tun? Es geht in diesem Heft sowohl darum, was der originäre Beitrag der Medienwissenschaft zur Problematik des Motivs ist, als auch um die Frage, was die Motive waren oder sein könnten, Medienwissenschaft zu betreiben.

 

Diese beiden Perspektiven – die gegenständliche wie die institutionelle – lassen sich systematisch verbinden. Denn einerseits versteht man unter Motiv ein an verschiedenen Stellen wiederkehrendes Element, das unabhängig von seinen einzelnen Ausprägungen und innerhalb einer Vielfalt von Objekten eine bestimmte Struktur bewahrt. Motive sind Resultate einer Erkenntnis- und Systematisierungsleistung, die nicht ohne Medien denkbar ist. Andererseits ist ein Motiv aber auch dasjenige, was Akteuren innerhalb bestimmter Situationen als handlungsleitend zugeschrieben wird und konfligierende Konstellationen von Interessen erzeugt. Motive sind ebenso Resultate einer Gestaltungs- und Inszenierungsleistung, die nicht ohne Medien denkbar ist.

 

Die Beiträge dieses Heftes suchen daher Motive beider Art am Ort ihrer Entstehung und im Kontext ihrer Nutzbarmachung auf. Sie stellen in unterschiedlicher Weise die Frage nach der konstitutiven Bedeutung von Medien und medialen Ensembles für das, was jeweils erst als Motiv (im bildlichen oder literarischen Sinne) ausgemacht, isoliert, verfolgt und damit gewusst werden kann, und für das, was jeweils erst als Motiv (im Sinne von Zielen und Bedürfnissen) zugeschrieben, mit ›Inhalten‹ verknüpft, evoziert und empfunden werden kann.