Die Beiträge von Kate Lacey und Dominik Schrage zeigen allerdings sehr deutlich, dass die Medien keineswegs nur Instrumente der Kontrolle, sondern gleichermaßen Objekte von Kontrollstrategien sind, die wiederum spezifische politische Effekte mit sich bringen. Wenn auch mit ganz unterschiedlicher Akzentsetzung setzen sich beide Texte mit der Frage auseinander, wie die massenhaften Nutzer von Medien – hier die Radiohörer – kontrolliert und gesteuert werden können.
Kate Lacey untersucht diese Fragestellung aus der Perspektive radioexterner politischer Aktanten, die während der Weimarer Republik versuchen, das Radiohören kollektiv zu organisieren, um so die medialen Botschaften in eine soziale Auseinandersetzung hinein zu verlängern. Hier deutet sich von der Seite der Rezeption zugleich eine politisch motivierte Umorganisation des Mediums an, das weniger anonym und massenhaft als im Sinne einer Gegenöffentlichkeit genutzt wird.
Die Fragestellung dieses Bandes ist auf politische Effekte gerichtet, die sich von denen der Parteien, der staatlichen Institutionen und politischer Akteure grundlegend unterscheiden. Die politische Routine wird von Medien strukturiert, die eine spezifische regierungstechnologische Rationalität entfalten, während mediale Kriegstechnologien den politischen »Ausnahmezustand« dominieren.
Etablieren Medien ihre eigene Form der Souveränität? Wird diese Souveränität durch Techniken oder Codierungen sichergestellt? Sind Medien Regierungstechnologien, die weitgehend unabhängig von staatlichen Institutionen das Verhalten von Bevölkerungen und Individuen anleiten oder einer Selbstregierung Rationalität verleihen? – Die Frage nach den Politiken der Medien erfordert sowohl eine spezifische Bestimmung medialer Mechanismen als auch eine immer neue Identifizierung ihrer politischen Effekte, womit zugleich der Begriff des Politischen selbst zur Diskussion steht.