Radikaler Dinggebrauch oder ästhetische Wiederverwertung?

Mirjam Schaub

Radikaler Dinggebrauch oder ästhetische Wiederverwertung?
Vom Fehlen eines Gebrauchsbegriffs in der ästhetischen Theoriebildung

PDF, 36 pages

In dem Maße, wie in der Populärkultur das Spektrum aller möglichen Gebrauchsformen bis hin zum radikalen Dingverbrauch ausgeschöpft wird, gerät die ästhetische Theoriebildung nach Kant wie Adorno in Erklärungsnot: weder ihr Dingbegriff noch ihr Zweckbegriff reichen dann hin, um zu beschreiben, was der gegenwärtige Kunstraum an implizitem Theoriebashing zu bieten hat. Dabei rückt die popkulturelle Doktrin des ubiquitären Gebrauchs, der Verbrauch, Missbrauch und Selbstgebrauch (-verbrauch wie -genuss) umgreift, mit Max Stirner ins Zentrum. Am Beispiel von Doreen Uhlig und Simon Starling werden Arbeiten diskutiert, welche in einer Art klandestinen Überbietungslogik auf diese Herausforderung reagieren, indem sie den Selbstverbrauch von Kunstwerken ausstellen – und damit wirklich jedem Gebrauch entziehen?

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Kathrin Busch (éd.), Burkhard Meltzer (éd.), ...: Ausstellen

In diesen Diskussionen über die materielle Bedingung von kulturellen Praktiken ist die ästhetische Dimension der Dinge zunehmend in den Hintergrund geraten. Als Mitakteure in Handlungsverbünden scheinen Dinge ganz in ihrer praktischen Bedeutung aufzugehen. Was dabei vernachlässigt wird, ist zum einen, dass ihre Wirksamkeit nicht abzulösen ist von ihrer ästhetischen und affektiven Kraft, und zum anderen, dass Stillstellung und Passivierung von großer Bedeutung für jegliche Formen von Praxis und ihrer Spielräume sind. Diesen Momenten der Abweichung und Potentialität wird in den Künsten mit Verfahren der Neutralisierung von Praxis – wie Ausstellen, Vorführen, Proben oder Modellieren – Raum gegeben.

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