Aus wissensgeschichtlicher Perspektive lässt sich der Diskurs der Medienökologie der 1960er und 1970er Jahre gleichermaßen auf konkrete Medien und Kulturtechniken der Biochemie und Physiologie wie auf neue Metatheorien des Organischen im frühen 20. Jahrhundert rückbeziehen.
Auf Laufbändern und in Nomogrammen, in der Philosophie Alfred North Whiteheads und der Biochemie Lawrence Hendersons emergiert ein Organisationswissen, das nicht mehr auf Substanz- oder Energierelationen, sondern auf Datenverarbeitung basiert. Medienökologisches Denken erscheint so selbst als Symptom einer industrialisierten und verdateten Umwelt und deren Episteme.
Gesellschaft für Medienwissenschaft (éd.)
Zeitschrift für Medienwissenschaft 14
Medienökologien
broché, 192 pages
PDF, 192 pages
Die ökologischen Fragestellungen, die derzeit auf vielen Feldern der Kultur- und Medienwissenschaft diskutiert werden, gewinnen ihre Brisanz durch die weltweit geführten Debatten um Erderwärmung und Klimawandel. Im Begriff des Anthropozäns haben sie einen mächtigen gemeinsamen Nenner gefunden. Sie vermitteln eindringlich, dass die dauerhafte Veränderung der Erde durch technische Infrastrukturen, durch künstliche Umgebungen und durch Eingriffe in bestehende Ökosysteme ein Umdenken in den Natur- und in den Geisteswissenschaften gleichermaßen erzwingen sollte. Das Verhältnis von Technik, Kultur und Natur steht zur Disposition und damit auch eine Reihe von Grundbegriffen der Medienwissenschaft. Aus dieser Einsicht heraus formieren sich Ansätze, die nach dem systematischen Einsatz und der historischen Rolle von Ökologien der Medien fragen. Doch was damit gemeint ist, wie das Verhältnis von Medien und Ökologie gefasst werden könnte, welche Plausibilitäten die Ökologie für die Medienwissenschaft hat und welche Gegenstände die Medienwissenschaft ökologisch zu erfassen vermag, wird selten genauer in den Blick genommen. Die 14. Ausgabe der Zeitschrift für Medienwissenschaft mit dem Schwerpunkt »Medienökologie« setzt dazu an, Gebiete möglicher Medienökologien in historischer wie systematischer Sicht zu kartieren.
Schwerpunktredaktion: Petra Löffler und Florian Sprenger.