Wie gelangt das Wunder in ein Menschenleben? Wie wird ein Kind wunderfähig? Und umgekehrt: Wie kommt es, dass wir nicht ein Leben lang auf göttliche und menschliche Fügungen angewiesen bleiben? Das Bewundern bezieht sich auf ein Ideal, etwas Vollkommenes. Das Sich-Wundern entsteht aus Interesse, Zuwendung zum anderen. Als erfüllendes bringt ein Wunder Lösung und Erlösung, bietet dem Kind eine Abfuhrmöglichkeit für ein unerträgliches Maß an Reizerregung. Doch können Wunder auch ein Spiel aufmischen, sie können Neues setzen. Dies nenne ich wahre Wunder. Macht das Erfüllungswunder einen wunschlos glücklich, lässt das wahre auf ganz besondere Weise zu wünschen … nicht nichts übrig, sondern es schafft Luft, Wunsch-Raum, Atem, erlaubt neuartige Zirkulation des Begehrens. Die Psychoanalyse operiert, da sie sich mit dem Unerkennbaren befasst, ständig an der Wundergrenze. Sie füllt nicht einen Mangel aus, sondern sie verändert eine Ökonomie.
Karl-Josef Pazzini (éd.), Andrea Sabisch (éd.), Daniel Tyradellis (éd.)
Das Unverfügbare
Wunder, Wissen, Bildung
broché, 232 pages
Epuisé
PDF, 232 pages
Das Unverfügbare ist Ärgernis und Ferment für jede pädagogische und vermittelnde Arbeit. Es taucht inmitten des vermeintlich Bekannten und Habhaften auf, widersetzt sich der gesicherten Kommunikation, spielt sich zwischen Wissen und Nicht-Wissen ab, markiert Autoritäten, löst Ängste aus, weil es nicht verstanden werden kann, weckt Sehnsucht, Neugier und Verantwortung. Es markiert eine Aporie, die sich überall zeigt, wo Wissen sich als Macht- und Gestaltungsinstanz gibt: an den Grenzen der Machbarkeit als Prognostik und als Kontrolle des Anderen.
Der Band widmet sich der Figur des Unverfügbaren in ihren unterschiedlichsten Erscheinungsformen: in Kunst und Kultur, Mathematik und Naturwissenschaften, Medizin und Soziologie, Philosophie, Psychoanalyse und Pädagogik.