Vinciane Despret, Donna Haraway, ...: Stay where the trouble is
Stay where the trouble is
(p. 92 – 102)

Vinciane Despret, Donna Haraway, Karin Harrasser, Katrin Solhdju

Stay where the trouble is
Vinciane Despret und Donna Haraway im Gespräch mit Karin Harrasser und Katrin Solhdju

PDF, 11 pages

Das Gespräch geht der aktuellen Konjunktur der Beschäftigung mit Mensch-Tier-Verhältnissen in den Kultur- und Medienwissenschaften und in der Philosophie nach. Zwei führende Vertreterinnen der Animal Studies diskutieren den historischen, politischen und epistemologischen Ort der seit einigen Jahren beobachtbaren Versuchen, die Beziehungen zwischen Menschen und Tieren neu zu denken und zu gestalten, eine neue Form der »Humanimalität«, eines gemeinsamen Lebens und Sterbens, zu entwickeln. Welche Formen der Höflichkeit zwischen Tieren und Menschen sind angebracht? Wie produzieren sie gemeinsam Wissen, z.B. in der Ethologie? Auf welche Art und Weise arbeiten Tiere für Menschen? Was heißt das für die Konzeption von Handlungsfähigkeit? Und nicht zuletzt: Wie politisch sind diese Fragen im Zusammenhang »kosmopolitischer«, ökologischer Problemlagen?

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Gesellschaft für Medienwissenschaft (éd.): Zeitschrift für Medienwissenschaft 4

Machen Medien Menschen und andere? So ließe sich die Kernfrage eines Mediendenkens fassen, das auf den formierenden Charakter medientechnischer Apparaturen abhebt. In Donna Haraways »Cyborg Manifesto« von 1985 kam diese Frage zu ihrem Bild: Cyborgs tauchen, so Haraway, immer dann auf, wenn die Grenze zwischen Maschine und Mensch oder Tier und Mensch porös zu werden droht. Seitdem
haben sich sowohl auf dem Gebiet der Technik als auch auf dem der Theorie die Grenzen weiter verschoben: Nicht-menschliche Wesen wurden von den Science Studies als Akteure (wieder)entdeckt, Computerprogramme werden nach lebendigen Prozessen modelliert, und VertreterInnen der Animals Studies fordern Menschenrechte für Tiere. Der Antihumanismus des 20. Jahrhunderts war von einem kritischen Impetus
gegenüber der Machtblindheit des abendländischen Humanismus geprägt und befragte Differenzsetzungen (Natur/Kultur, Frau/Mann, Tier/Mensch) hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen Ein- und Ausschlusseffekte. Aktuelle anti-speziezistische Philosophien hingegen analysieren nicht länger die (mediale) Produktion von Differenzen, sondern feiern die Grenzüberschreitung hin zum Tier und zur Maschine als neue ontologische Stufe. Der Schwerpunktteil der Zeitschrift für Medienwissenschaft 4 setzt sich mit möglichen Konsequenzen dieser Negation von Differenz für die Konzeption des Menschen als Spezies unter anderen und als homo faber, der mit (Medien)Techniken operiert und manipuliert, auseinander.

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