»Stilbildend. Ein Meister seines Genres.«

Die größte Fischereiflotte in der Nähe von New York City sind die dreißig Dragger, kleine Schleppnetzfischer aus Holz, die von Stonington an der Küste Connecticuts auf Fang gehen. Stonington liegt an der Eisenbahnlinie der New York, New Haven & Hartford Railroad vier Stationen nach New London. Im Winter, wenn die Bäume kahl sind, kann man vom Zug aus ein Stück Hafen sehen. Die Stadt liegt auf einer felsigen Halbinsel unweit reicher Plattfischgründe in der Mündung des Fishers Island Sound, sie hat zwei Fischereianleger, und ihr Hafen ist durch drei aufgeschüttete Molen ungewöhnlich gut geschützt. Stonington hat ungefähr zweitausend Einwohner. An den Straßenrändern stehen Ulmen. In vier der engen Straßen – der Water, Main, Church und Elm Street – stehen acht holzverschalte Häuser aus dem achtzehnten Jahrhundert. Die Gärten hinter den Häusern sind mit alten Fischernetzen eingezäunt. Einige Gärtner heben Tang unter die Tomaten und Rochen und Groppen und anderen minderwertigen Fisch unter die Rosen. Einst eine geschäftige und wohlhabende Hafenstadt, ist Stonington mittlerweile etwas heruntergekommen. Von der Kolonialzeit bis zum Bürgerkrieg gab es in der Stadt Werften, Segelmachereien, eine Reeperbahn, eine Harpunenschmiede, eine Schiffszwieback-Bäckerei und eine Walfangflotte sowie von etwa 1790 bis etwa 1895 auch eine Robben­fangflotte. Diese Flotte landete in den 1870er Jahren jährlich hunderttausend Robbenhäute für Jacken, Mäntel und Reise­decken an. Nathaniel Brown Palmer, den manche Geographen für den Entdecker des antarktischen Kontinents halten und nach dem Palmerland benannt ist, und Edmund Fanning, der die Fanning-Inseln im Pazifik entdeckt hat, waren Robbenfänger-Kapitäne aus Stonington; beide waren auf der Suche nach neuen Robbenfelsen. Viele heutige Fischer sind Nachfahren von Wal- und Robbenjägern. Einer der alten Robbenjäger, Mr. Ben Chesebrough, lebt noch. Gleich neben dem Fischereianleger von Johnny Bindloss, am Ende einer Gasse, die zur Water Street hinaufführt, steht eine windschiefe Hütte, in der die Fischer die Zeit totschlagen, wenn es zu stürmisch oder zu neblig ist, um in die Fanggründe hinauszufahren. Dann sitzen sie auf umgedrehten Hummerkörben und lesen den Atlantic Fisherman, trinken Kaffee und spielen Poker, schleifen Messer und grummeln vor sich hin. An solchen Tagen kommt Mr. Ben bisweilen vorbei und erzählt von seinen längst vergangenen Zeiten als Robbenjäger in der Antarktis. Im Frühsommer kamen an den Stränden der antarktischen Inseln Robben in Kolonien zusammen, um ihre Jungen zur Welt zu bringen und zu säugen, und in dieser Zeit schlichen die Robbenjäger hinter den Felsen hervor und töteten sie zu Dutzenden mit möglichst gezielten Schlägen einer Keule aus polierter Connecticut-Eiche. Kugeln...

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Joseph Mitchell

Joseph Mitchell

 (1908 – 1996) est né dans une ferme de tabac et de coton en Caroline du Nord (États-Unis).
Après de brèves études, il attire l’attention d’un éditeur grâce à un reportage et s’installe définitivement à New York en 1929. Il relate alors pour le Morning World et le Herald Tribune, puis pour le New Yorker, où il passera cinquante- huit ans, les rues de la ville et la vie des hommes qui les peuplent. Après la publication de ses articles sous forme de recueils, il s’est vu récompensé par l’Académie des Arts et des Lettres en 1965 et par le prix de littérature de Caroline du Nord en 1984. Sa passion pour ceux qu’il refuse d’appeler les petites gens, son intérêt pour les marginaux et les oubliés du rêve américain, son style élégant et soigné ainsi que son humour caustique en font l’un des inventeurs d’un nouveau journalisme de terrain et lui ont valu le surnom de « parangon des reporters ».

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Joseph Mitchell: Zwischen den Flüssen

Joseph Mitchell

Zwischen den Flüssen
New Yorker Hafengeschichten

Traduit par Sven Koch et Andrea Stumpf

relié, 268 pages

Joseph Mitchells sechs lange Reportagen über New York und seine Hafengegend sind längst legendär. Auf seinen Wegen zwischen Hudson River und East River, Staten Island, Fischmarkt und Fährhafen begegnet er Außenseitern und Exzentrikern und lässt sich von den Gerüchen und den Geschmäckern des Hafens faszinieren. Umgetrieben von den Nischen und Lücken der allgemeinen Geschichtsschreibung, schreibt er von einem leerstehenden Hotel über einem geschäftigen Fischrestaurant, vom Leben der Ratten, die von den Schiffen in den Hafen strömen, vom Kapitän der größten Fischereiflotte der Region und von anderen Menschen, die auf die eine oder andere Weise alle mit dem New Yorker Hafenviertel verbunden sind.